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Die Geheimgesellschaft Oespel-Kley


Nur wenigen eingeweihten Bürgern Dortmunds ist bekannt, daß im Süden von Dortmund-Dorstfeld eine Geheimgesellschaft aus hier seit Jahrhunderten ansässigen Westfalen und Abkömmlingen vom Planeten Uranus zu finden ist. Erst vor wenigen Jahren fand der Dortmunder Geschichtsforscher Dr. Flitz Piepen (Träger des goldenen Westerfilde-Ordens) durch Auswertungen alter Dokumente heraus, daß bereits zu Beginn des 13. Jahrhunderts Forscher vom Uranus südlich von Dorstfeld erhebliche Mengen des wertvollen Edelmetalls Brambaurium in großer Tiefe geortet hatten.

Da sich damals in der Region erst kleinere Bauerndörfer gebildet hatten und es noch keine Industrie im heutigen Sinne gab, sich die Bürger des Uranus aber nicht durch Einführung neuer Techniken zu erkennen geben wollten, wurde zunächst auf die Nutzung der Brambaurium-Vorkommen verzichtet. Der uranische Völkerbund verabschiedete das erste Dorstfelder Bergbaugesetz, das die Einführung von Bergwerken zum Abbau von Brambauerium auf der Erde verbot.
 

Der große Dortmunder Brand von 1232

Einzelne Politiker des uranischen Staates Delirium widersetzen sich jedoch dieser Vorgehensweise und weihten eine kleine Anzahl von Bauern aus Oespel und Kley in die Angelegenheit ein: Die Geheimgesellschaft Oespel-Kley war geboren. Zunächst nur von einem Hof aus wurde mit einer tiefen Bohrung Brambaurium gefördert. Etliche Jahrzehnte wurde dies in den Ställen gelagert, da die Möglichkeiten für einen unauffälligen Abtransport fehlten. Die Geheimhaltung war den Politikern aus Delirium sehr wichtig, schließlich hätten sie sich auf Uranus strafrechtlich verantworten müssen.

Etliche Menschen aus der benachbarten Stadt Dortmund bezahlten die Geheimhaltung ohne es zu wissen mit ihrem Leben: Als 1232 die Familie Wasserkurl von Oespel nach Dortmund zog und dort das Gerede um Brambaurium-Vorkommen die Runde machte, setzten Mitglieder des Geheimbundes deren Wohnviertel in Brand und lösten damit ein verheerendes Feuer aus.
 

Die Hanse - ideale Tarngesellschaft

Von dem Gerede der Familie Wasserkurl hatte die Kaufmannsfamilie Klepping vom Brambaurium erfahren. Im Gegensatz zu anderen Dortmunder Bürgern, die die Geschichten als Spinnerei abtaten, namen die Kleppings die Gerüchte ernst. Immerhin hatten sie intensive Handelsbeziehungen zu Köln und seit einigen Jahren auch zu Lübeck und London, die sie geschäftstüchtig für das seltene Edelmetall nutzen wollten. Wie der Forscher Dr. Flitz Piepen jetzt durch Entschlüsselung alter Unterlagen feststellen konnte, sind bereits um 1277 erhebliche Transporte des Dorstfelder Brambauriums nach London belegt, die von der Familie Klepping als Neumitglieder der Geheimgesellschaft Oespel-Kley durchgeführt wurden. Über einen in der Nordsee versteckten Raumhafen wurde das Brambaurium dann unauffällig zum Uranus transportiert.

Auf dem Rückweg von London nach Dortmund wurde Wolle transportiert, wodurch der gesamte Hin- und Rücktransport als Export englischer Wolle deklariert werden konnte. Um die Tarnung perfekt zu machen, wurden London, Dortmund und einige andere zur damaligen Zeit bedeutende Städte zur deutschen Hanse zusammengeschlossen. Hierzu unterwanderten Mitglieder des Geheimbundes die Stadträte dieser Städte – Dortmund war eine von mehreren Hansestädten, die Tarnung war perfekt.
 

Probleme und Rückschläge

Die deutsche Hanse als Tarnorganisaton für die Brambauriumtransporte bereitete aber auch Probleme. In der Hanse waren auch zahlreiche Männer involviert, die nicht zur Geheimgesellschaft zählten und die man auch nicht einzuweihen plante. Spätestens 1367, als Köln in die Hanse eingetreten und einen Beschluß zum Angriffskrieg gegen Dänemark erwirkt hatte, war auch den letzten Mitgliedern in der Geheimgesellschaft Oespel-Kley klar, daß sich der Hansebund verselbständigt hatte.

Ein besonders tragischer Zwischenfall ereignete sich im Jahr 1378: Die Dortmunder Witwe Agnes von der Vierbecke hatte als Mitglied der Geheimgesellschaft den Auftrag, eine Tagesleistung Brambaurium in Baumstämmen getarnt nach Dortmund zu schaffen. Unglücklicherweise hatten sich Soldaten der Grafschaft Mark, die einen Angriff auf Dortmund durchzuführen vorhatten, zum gleichen Zeitpunkt in einem Heuwagen versteckt. Die Soldaten wurden entdeckt, die unglückliche Agnes von der Vierbecke der Kollaboration beschuldigt und hingerichtet. Immerhin bliebt das Brambaurium unentdeckt, das Geheimnis gewahrt.

Doch dies war nicht der einzige Zwischenfall, bei dem irdischen Konflike den geheimen Abtransport des Brambauriums behinderten. Während der großen Dortmunder Fehde von 1388 bis 1390 war an einen problemlosen Transport gar nicht zu denken, danach litten Dortmund und die umliegenden Dörfter unter einer erheblichen Schuldenlast, so daß Handelsbeziehungen nahezu lahmgelegt waren.

Doch auch bei den Drahtziehern in Delirium hatten sich Änderungen ergeben. Der Patriarch Hermann Witten, der fast eigenmächtig im Hintergrund alle Fäden gesponnen hatte, verstarb überraschend 1389. Gerade hatte Dortmund ein Freigericht, den Dortmunder Freistuhl einberufen, und es gab erste Indizien für die Soester Fehde, die rund 50 Jahre später in eine offene Kriegserklärung mündete. Doch der Tochter von Hermann Witten, Lanstroppa, fehlte der Machtinstinkt ihres Vaters. Die Konflike der Reformation und der 30jährige Krieg führten schließlich dazu, daß der Transport des Brambauriums gänzlich eingestellt wurde.
 

Die industrielle Revolution

Die Situation änderte sich erst mit der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert. Nachdem 1815 der Staat Preußen in Dortmund das Westfälische Oberbergamt eingerichtet hatte, verabschiedete der Völkerbund des Uranus nach mehrwöchiger kontroverser Diskussion des zweite Dorstfelder Bergbaugesetz. Dieses erlaubte den Abbau von Brambaurium durch Bergwerke, wenn diese auf dem betreffenden Planeten (also der Erde) dem dortigen Stand der Technik entsprechen.

Eine kleine Gruppe von Personen rund um den Politiker Watt Enscheit, allesamt Kontaktpersonen der Geheimgesellschaft in Delirium, sah nun die Chance, das Unternehmen aus der Illegalität herauszuholen und den Abbau des irdischen Brambauriums offiziell im Einklang mit den gesetzlichen Bestimmungen des uranischen Völkerbundes durchzuführen. Vor den Menschen auf der Erde sollte der Abbau aber weiterhin geheimgehalten werden.

Nach Reaktivierung der Geheimgesellschaft Oespel-Kley gelang schließlich Mitte des 19. Jahrhunderts der Bau einer Zeche in Dorstfeld. Getarnt als angebliche Kohle wurden nun große Vorkommen des Brambauriums abgebaut. Mit der Eisenbahn gelangte das Brambaurium ab 1899 zum Dortmunder Hafen, wo es auf Wasserweg zum Raumhafen in der Nordsee transportiert wurde.

Bedingt durch die neuen Transportkapazitäten, die sich durch den Dortmunder Kanalhafen ergaben, wurden Anfang des 20. Jahrhunderts in schneller Folge mehrere neue Schächte in Dorstfeld abgeteuft und die Abbaumenge an Brambaurium erheblich erhöht. Leider konnte auch Dr. Piepen anhand der Unterlagen nicht ermitteln, welcher Anteil der als Kohle deklarierten Abbaumenge Brambaurium war.
 

Brambaurium-Abbau in der Neuzeit

Um die Tarnung nicht auffliegen zu lassen, musste die Zeche Dorstfeld im Rahmen des allgemeinen westfälischen Zechensterbens zum Jahresende 1963 geschlossen werden. Mitglieder der Geheimgesellschaft Oespel-Kley sannen daraufhin lange Zeit auf einen Weg, trotzdem unbemerkt Brambaurium abbauen und abtransportieren zu können.

Dem Geheimbund kam unerwartet die städtische Entwicklung Dortmunds zu Hilfe: Im Dezember 1965 erwirbt die Stadt Dortmund Großteile der Fläche des Bergwerks Dortfeld. Schließlich verabschiedet sie einen Bebauungsplan, nach dem ab 1980 an dem Gebiet (dann "Dorstfeld Süd" genannt) 195 Wohnhäuser gebaut werden.

Mindestens zwei dieser Wohnhäuser, so ist Dr. Flitz Piepen überzeugt, wurden von Mitgliedern der Geheimgesellschaft Oespel-Kley gebaut, um dort aus dem Kellergeschoß heraus weiterhin Brambaurium abzubauen, allerdings in kleinerem Umfang als vorher. Durch einflußreiche Kontakte des Geheimbundes zu der Bundespolitik gelang es, einen als S-Bahn getarnten Eisenbahntunnel am Rande des Wohngebiets "Dorstfeld Süd" anzulegen, um das Brambaurium zu transportieren. Bereits im September 1983 wurde dieser Eisenbahntunnel in Betrieb genommen. Der genaue Transportweg konnte jedoch auch von Dr. Piepen noch nicht ermittelt werden. Klar ist aber, daß der Raumhafen in der Nordsee nicht mehr existiert.

Der geheime Abbau des Brambauriums in einem Wohngebiet führte allerdings auch zu Problemen aufgrund von Schadstoffemissionen. Bereits 1981 stellt die Stadt Dortmund Schadstoffe fest, umfangreiche Messungen in den Jahren 1984 und 1985 zeigen Indizien für Schwermetalle, olyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Benzol, Toluol und Xylole (BTX), außerdem Dicyclopentadien (DCP) und Naphthalin. Als Ursache wird eine Bodenbelastung durch die Zeche angenommen und Erdreich ausgetauscht. Die wahre Ursache, der unsachgemäße Abbau von Brambaurium durch die für Delirium arbeitende Geheimgesellschaft, wird nicht erkannt.

Dr. Flitz Piepen ist überzeugt, daß unter verbesserten technischen Bedingungen weiterhin Brambauriumabbau durch die Geheimgesellschaft Oespel-Kley stattfindet. Alleine die Tatsache, daß der S-Bahn-Haltepunkt Dortmund-Dorstfeld Süd nicht als offener Graben, sondern sich verdeckt unter einer Rasendecke befindet, zeigt, daß hier immer noch eine starke Geheimhaltung betrieben wird. Auch die Einschleusung Außenstehender in die Geheimgesellschaft Oespel-Kley ist bisher noch nicht gelungen, was deutlich macht, daß dieser Geheimbund nach wie vor perfekt funktioniert.

 

 

Diesen Text habe ich mir am 31. März 2005 als Aprilscherz für meine Webseite ausgedacht. Inspiriert hat mich dazu der schöne Klang des Wortes "Flitzpiepen" in dem am 29. März geschriebenen Usenet-Beitrag <1sfi41thc8mmgget7ockvukrd3pobqvl46@4ax.com> von Mathias Hiller. Hinzu kam der Beitrag 7709542 im Artikelforum von Telepolis. Dadurch wurde ich darauf aufmerksam, daß bei dem Online-Lexikon Wikipedia sogar über die Bielefeldverschwörung berichtet wird. Dies brachte mich zum allgemeinen Artikel über Verschwörungstheorien und über die Illuminaten.

Nachdem mir dadurch eine Idee für diesen Text eingefallen war, fing ich am Abend des 31. März 2005 etwa gegen 23 Uhr zu tippen an, wobei ich mehrere Abhandlungen der Dortmunder Stadtgeschichte zu Rate zog. Etwas mehr als zwei Stunden später war die Webseite endlich fertig.

Die im Text genannten Jahrszahlen stimmen. Auch die Witwe Agnes von der Vierbecke wurde tatsächlich 1378 hingerichtet, nachdem sie mit einem Wagen mit Heu sowie einem Wagen mit Holz in die Stadt Dortmund einfahren wollte, aus dem Heuwagen aber Soldaten des Grafen von der Mark auftauchten. Die offizielle Geschichtsschreibung der Stadt Dortmund geht davon aus, daß Agnes von der Vierbecke tatsächlich eine Verräterin der Stadt Dortmund war. Es gibt aber auch kritische Stimmen, die besagen, daß Agnes von der Vierbecke vermutlich nur mit ihrem Heuwagen zur falschen Zeit am falschen Ort war.

Im Neubaugebiet Dorstfeld Süd der 1980er-Jahre gab es tatsächlich den beschriebenen Umweltskanal. Die Auflistung der Schadstoffe im Text ist nicht frei erfunden, sondern entspricht einem Umweltgutachten der Stadt Dortmund. Die im September 1983 eröffnete S-Bahn-Strecke diente hauptsächlich der Anbindung von Dortmund an das S-Bahn-Netz im Ballungsraum Rhein-Ruhr. Vorher hatte es in Dortmund nur S-Bahn-Vorläuferbetrieb (Taktverkehr von Dortmund-Marten Süd nach Unna, heute S4) gegeben. Durch die S-Bahn wurde außerdem die Dortmunder Universität, die vorher mit Linienbussen nur sehr umständlich zu erreichen war, an das Nahverkehrsnetz angebunden.


 
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